GameChanger: Thorsten Feldmann (Geschäftsführer @Thera Bytes)

Interview
5 Min. 23.01.24

Um die Vielfältigkeit von Gamification zu verstehen, muss man über den eigenen Tellerrand hinausschauen. Dazu lassen wir Experten aus unterschiedlichen Branchen und Bereichen in einem Kurzinterview zu Wort kommen und erfahren so, wie sie Denkweisen, Methoden und Technologien aus der Gaming-Industrie in ihrem Unternehmen bzw. Bereich adaptieren, um erfolgreicher zu sein – echte GameChanger eben!

Mein Name ist Thorsten Feldmann, ich bin 48 Jahre jung und arbeite nun seit nahezu 20 Jahren in der Games Industrie. Nachdem ich meine berufliche Laufbahn auf Publisherseite begonnen und für Unternehmen wie Plaion und Travian Games gearbeitet habe, gründete ich im Jahr 2015 meine eigenes Entwicklungsstudio Thera Bytes.

Bis heute bin ich Geschäftsführer, Visionär und Ideengeber der Firma. Gemeinsam mit meinem Team, 14 begeisterte und kreative MitarbeiterInnen, arbeiten wir jeden Tag daran, bessere Games zu produzieren und unsere spielenden Kunden zu begeistern. 

Besonders in der Zeit meiner eigenen Unternehmensgründung, habe ich mich besonders intensiv mit den verschiedenen Einsatzmöglichkeiten von Games, abseits des reinen Entertainments, auseinandergesetzt. Ich wollte den Fokus für meine Geschäftsideen fixieren und untersuchte die Einsatzgebiete von Games in den Bereichen Kultur, Kunst, Edukation sowie Forschung.  

Im Kontext meiner Analyse valider Geschäftsmodelle und in Bezug auf die Verbindung mit Games und Business habe ich die Gesundheits- und Automobilindustrie als vielversprechende Industrien identifiziert.

Die Vision von Thera Bytes (2015-2022) hieß "Turning Play into Health". Wir sind also seit sieben Jahren unterwegs gewesen und haben im Bereich der Gesundheitsökonomie nach interessanten Einsatzmöglichkeiten von Games, game-based Learning und als Applied Game gesucht. In diesem Zeitraum sind viele unterschiedliche Innovationsprojekte initiiert, finanziert und realisiert worden.

Wir haben z.B. auch im Bereich der Gesundheit alle Akteure entlang der Wertschöpfungskette unseres Gesundheitssystems kennenlernen dürfen. Es ist schon spannend mit Apothekern, Ärzten, Krankenkassen oder forschenden Kliniken zusammen zu sitzen oder mit Universitäten Forschungsanträge zu schreiben.  

Besonders die Bereiche Game-based Therapie, Playsourcing für die Forschung und "game-based adherence" empfinde ich als besonders spannende Bereiche.  

Aktuell realisieren wir eine Game-based training Solution im Bereich der Rettungsmedizin, für die wir aktuell sehr weit in die Zukunft denken und daran arbeiten, aus einem Forschungsprojekt eine kommerzielle Anwendung zu formen.

Diese Frage stellt sich mir gar nicht mehr. Die Relevanz ist längst da. Und genau in den Bereichen von Industrie 4.0, Digitale Gesundheitsanwendungen sowie u.a. extended oder VR-Erfahrungen im Bereich von Lernplattformen oder Edutainment. Die Einsatzgebiete lassen sich hier nicht erschöpfend aufzählen, so relevant ist das Thema. 

Aus meiner Sicht sind aber im Besonderen die gegebenen zusätzlichen Schnittstellen von Serious oder Applied Games z.B. mit der Industrie und der Medizin Faktoren, die zwar notwendig aber auch bremsend wirken. Die Geschwindigkeit, die wir in der Games-Industrie aufzeigen sucht in den meisten anderen Industriezweigen seinesgleichen.

Weiterhin sind realisierbare Entwicklungsbudgets häufig eine weitere echte Hürde. Es führt aus meiner Sicht daher kein Weg daran vorbei, mit einer klaren Vision auf ein Produkt hin, ein Unternehmen mit funktionierendem Geschäftsszenario aufzubauen, um der Relevanz von Gaming im Business  Nachdruck zu verleihen.

Zum Abschluss des Interviews noch ein paar kurze, persönliche Fragen:

Total War: Warhammer III (viel zu lang im Coop), Zero Sievert, Slay the Spire, Dominion (physisch)

Ich weiß nicht mehr genau, ob es als Kind diese "großen" Wünsche gab. Ich wollte als Junge eine Zeit lang mal unbedingt Landarzt werden. Das fanden meine Eltern immer ganz amüsant - und ich heute auch.

Als Entwickler habe ich ein ganz klares "no go" an die Firma Unity gerufen. Die kürzlichen Entwicklungen um Runtime Fees zeigen mir, dass die Interessen von Unity nicht unbedingt im Bereich der Game Engine liegen.  

Und dann habe ich zuletzt auch "neeeiin" gerufen, als die Computerspieleförderung des Bundes ein zweites Mal gestoppt wurde. Es ist zwar einerseits dem Erfolg geschuldet und dennoch ist es auch gut, wenn nun im Anschluss eine zügige Evaluation erfolgt, um in Zukunft dieses wichtige Förderinstrument wieder planbar zu machen.

Ich bin tatsächlich nicht so der Typ für Rituale. Es gibt viele Gewohnheiten, die ich pflege und immer wieder mal durchbreche, um mich einem gewissen Diskomfort auszusetzen. Hört sich wahrscheinlich jetzt komisch an, ist aber so. 

Wir bedanken uns bei Thorsten Feldmann für seine Zeit und die spannenden Einblicke!

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