GameChanger: Holger Offermanns (Global Head of Digital Learning @TÜV Rheinland Akademie GmbH)

Interview
10 Min. 19.12.23

Um die Vielfältigkeit von Gamification zu verstehen, muss man über den eigenen Tellerrand hinausschauen. Dazu lassen wir Experten aus unterschiedlichen Branchen und Bereichen in einem Kurzinterview zu Wort kommen und erfahren so, wie sie Denkweisen, Methoden und Technologien aus der Gaming-Industrie in ihrem Unternehmen bzw. Bereich adaptieren, um erfolgreicher zu sein – echte GameChanger eben!

Mein Name ist Holger Offermanns, Global Head of Digital Learning bei der TÜV Rheinland Akademie GmbH. Ich lebe mit meiner Frau und meinen beiden Kindern in der Nähe von Köln. 

Mein Aufgabenfeld ist die stetige digitale Expansion unserer Weiterbildungsangebote. Dabei nutzen wir modernste Technologien. Immer direkt verbunden mit einem klaren Nutzen für unsere Kunden und deren Mitarbeitende.

Ich habe über 15 Jahre ein eigenes Unternehmen im Bereich Consumer- und Serious Games geführt und hatte somit nicht nur Berührungspunkte, sondern war sozusagen mittendrin :)

Auch heute noch gilt die Aussage, dass der Mensch fast alles spielerisch leichter erlernen kann. Der Wille und die intrinsische Motivation stehen dabei immer im Vordergrund. Das muss nicht unbedingt ein Wettbewerb mit menschlichen Mitspielern sein, hier reicht auch das Spiel und seine Regeln, die es zu beherrschen gilt. 

So versuchen wir auch in unseren Anwendungen die Gesetzmäßigkeiten von Spielen und spielerischen Methoden einzubringen. Das können einfache Dinge sein, aber auch im Grunde spielerische Anwendungen, die aber einen edukativen Aspekt in den Vordergrund stellen.

Ein Beispiel dafür ist unser Produkt "Virtual Reality - Safety Training Box". Hier werden einzelne Arbeitsschutzthemen wie Erste Hilfe, Brandschutz oder Gefährdungsbeurteilung über ein Simulationsszenario vermittelt. Mit der VR-Brille müssen die Teilnehmenden die gestellten Aufgaben selbst lösen. Das ist im Grunde ein Spiel - und eine Herausforderung, die jeder sofort annehmen möchte. Am Ende hat man aber sehr viel mitgenommen und konnte das erlernte theoretische Wissen sehr realitätsnah anwenden und Handlungssicherheit gewinnen. 

Wie bereits erwähnt, werden Spielmechanismen immer eine Rolle spielen, solange wir mit Menschen zu tun haben.  

Andererseits ist die Generation der ersten Computerspieler jetzt in den Unternehmen angekommen. Das Verständnis für das Thema und die Bereitschaft, es im Unternehmen einzusetzen, ist auf Mitarbeiter- und Führungsebene deutlich gestiegen. Auch die Themen NewWork, WorkLife-Balance oder wie auch immer der nächste Trend heißen wird, haben deutlich zugenommen. Arbeitgeber müssen attraktiver werden. Daher denke ich, dass wir in den nächsten Jahren weitere Einsatzmöglichkeiten für vollwertige Spieleanwendungen sehen werden.

Das Thema muss aber nach wie vor der Frage standhalten, welchen Nutzen es bringt, wie viel Zeit damit verbracht werden kann und ob es in einem gesunden Kosten-Nutzen-Verhältnis steht. Schließlich kann man auch zu Hause im Wohnzimmer spielen, wenn man seinen 4-Stunden-Tag im "Heimarbeitsplatz" hinter sich hat.

Die Corona-Krise hat zwar deutlich gemacht, wie relevant die digitale Transformation in der Arbeitswelt ist. Sie hat aber auch gezeigt, dass in Krisensituationen Weiterbildungsangebote und Add-ons als erstes dem Rotstift zum Opfer fallen. So werden allzu aufwändige und teure spielerische Lernangebote sicherlich auch in Zukunft um ihren Platz im Unternehmen kämpfen müssen. 

Zum Abschluss des Interviews noch ein paar kurze, persönliche Fragen:

Digital habe ich zuletzt tatsächlich Among Us gespielt. Analog sind Monopoly, Rummykub und Ubongo bei meiner Familie ganz groß im Rennen. Ansonsten checke ich die neuesten Apps und Handyspiele meiner Töchter. Da kommen immer die aktuellsten Trends auf mich zu und bitten um meine Zustimmung/Freigabe :) 

Rockstar zu werden... Hat nur halb geklappt. Immerhin spiele ich E-Gitarre in einer Band und habe andere musikalische Projekte mit Freunden. Kunst und Literatur waren ein weiteres Steckenpferd von mir. Das habe ich jetzt teilweise zu meinem Beruf gemacht. 

Die Arbeit anderer zu machen. Um sicherzustellen, dass meine laufenden Projekte nicht an Qualität verlieren, habe ich bewusst eine Aufgabe abgelehnt, die nur repräsentativer Natur war. 

"Nein" zu sagen ist etwas, das man oft erst im Laufe der Jahre lernt. Sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld wird so viel an einen herangetragen. Da muss man Prioritäten setzen. 

Da gibt es einige. Ich mache morgens Frühstück für meine Kinder und begleite dann meine kleine Tochter zur Schule. In der Mittagspause eine Runde um den See laufen, wenn ich von zu Hause ausarbeite. Und schließlich koche ich das Abendessen für meine Familie. 

Wir bedanken uns bei Holger Offermanns für seine Zeit und die spannenden Einblicke!

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